Tiger Safari – Ranthambore (Kompletter Guide 2024)

von Naomi

Die Zahl der freilebenden Tiger ist in den letzten Jahrzehnten unfassbar schnell gesunken und es gibt nur noch wenige Orte auf der Welt, in denen du Tiger in freier Wildbahn sehen kannst. Einer davon ist der Ranthambore Nationalpark in Nordindien. Dieser ist seit 1980 ein geschützter Bereich, in der sich die Population der indischen Bengal-Tiger erholen soll. Daher steht für viele Indienreisende eine Tiger Safari ganz oben auf ihrer Liste.

Damit du deine Safari ganz entspannt genießen kannst, gibt es einige Dinge, die du im Vorhinein organisieren musst. Aber keine Sorge, nachdem du unseren Artikel gelesen hast, kennst du dich ganz genau aus. Und wie immer verraten wir dir, wie du als Veganer selbst in einem kleinen indischen Dorf etwas Leckeres zu essen findest.

Anreise zu deiner Tiger Safari

Um in den Ranthambore Nationalpark zu kommen, musst du 4 ½ Stunden mit dem Zug von Neu-Delhi nach Sawai Madhopur fahren. Die Züge solltest du mindestens eine Woche vorher buchen, da diese schnell ausgebucht sein können. Am einfachsten ist es, die Tickets bei 12GoAsia* oder RedBus zu buchen. Auf dieser Webseite hast du einen Überblick über alle Klassen, jedoch empfehlen wir dir CC AC (Chair Car mit Aircondition) zu wählen. In diesen Abteilen gibt es nur Zweierreihen und hast du einen gemütlicheren Sitz mit einem Tischchen. Außerdem ist die Klimaanlage vor allem bei den hohen Temperaturen im Sommer essenziell und die 11€ pro Strecke solltest du deswegen schon in die Hand nehmen.

Dir sollte auch bewusst sein, dass sich in den vollen Zügen kaum ausländische Reisende befinden. Das führt dazu, dass du vor allem beim Betreten des Zuges angestarrt wirst. Oft kommt es auch vor, dass du mehr oder weniger höflich um ein Foto gebeten wirst. In den meisten Fällen stellt dies kein Problem dar, du solltest nur währenddessen auf deine Wertsachen aufpassen. Uns ist zwar in der ganzen Indienreise nicht Schlimmes passiert, aber besonders als blonde Frau wirst du während der Zugfahrt teilweise von mehreren Männern stundenlang angestarrt. Ich war schon oft froh, in Begleitung eines Mannes unterwegs zu sein.

Nach deiner Ankunft am Bahnhof musst du nur noch in deine Unterkunft gelangen. Günstigere Hotels liegen meist im Zentrum, wohingegen die Resorts und Safari Lodges eher außerhalb in der Nähe der Zufahrten zum Nationalpark liegen. Leider gibt es hier kein Uber und auch kaum Taxis, weshalb du ein TukTuk nehmen musst. Für eine Fahrt mit dem TukTuk von 5-10 Minuten kannst du mit einem Preis von 120 Rupie (≈ 1,50€) rechnen.

Bahnhof von Sawai Madhopur für die Tiger Safari
Der Bahnhof von Sawai Madhopur

Vegane Ernährung

Da Sawai Madhopur ein relativ kleiner Ort ist, kannst du hier keine besonderen Restaurants erwarten. Aber immerhin bekommst du an jeder Ecke indisches Essen. Am besten ist es, wenn du dir einfach die Google Rezensionen anschaust und danach entscheidest. Wir selbst können nur das Restaurant Chulah empfehlen, in dem es sehr leckere indische Gerichte gibt.

Das schöne in Indien ist, dass vegetarische und fleischhaltige Gerichte immer deutlich gekennzeichnet oder sogar getrennt auf der Speisekarte aufgeführt sind. Bei den vegetarischen Speisen musst du vor allem aufpassen, dass du nichts mit Paneer bestellst, denn das ist ein typisch indischer Käse. Es gibt drei vegane indische Curries, die es eigentlich immer gibt:

  • Aloo Gobi: Blumenkohl und Kartoffeln in deiner dicken, würzigen Soße
  • Mixed Vegetable: Saisonales Gemüse, mariniert mit Gewürzen nach Art des Hauses
  • Lentil Dal: Rote Linsen in einer flüssigeren Gewürzsoße

Zu diesen Curries wird typischerweise einfach Reis oder Brot gegessen. Dabei hast du die Auswahl zwischen Roti, Naan und Chapati. Roti ist ein dünnes Fladenbrot, wohingegen Naan und Chapati fluffiger und auch schmackhafter sind. Die Brote werden normalerweise frisch in einem Lehmofen zubereitet und oft mit Butter oder Knoblauchbutter bestrichen. Daher solltest du darauf achten, dein Brot explizit ohne Butter zu bestellen.

Indisches Essen vor der Tiger Safari
Aloo Gobi im Chulah Restaurant

Unterkunft

Wenn du keine Lust auf ein teures, luxuriöses Resort außerhalb des Zentrum hast, ist das komfortable Hotel Tiger Haveli* die richtige Unterkunft für dich. Es liegt im Zentrum von Sawai Madhopur und ist nur 5 Minuten vom Bahnhof entfernt. Die großen Zimmer sind sauber und ordentlich. Das Hotel besticht besonders durch seinen ausgesprochen freundlichen Service. Gerne werden dir hier frühzeitig oder eben auch spontan Tiger Safaris organisiert. Das hat den großen Vorteil, dass du dich nicht mit zwielichtigen Safari-Anbietern entlang der Hauptstraße herumschlagen musst.

Ein weiteres Plus ist das Restaurant auf dem Dach des Hotels. Wenn du erschöpft von deiner hoffentlich erfolgreichen Safari heimkehrst, ist das die einfachste Lösung, um schnell für einen fairen Preis satt zu werden.

Buchung der Tiger Safari

Natürlich kannst du dir eine mehrtägige Pauschalreise mit mehreren Safaris online unter GetYourGuide* buchen, aber das geht auch wesentlich günstiger. Am einfachsten buchst du dir ein Hotel deiner Preisklasse auf booking.com* und frägst direkt an, ob sie dir eine Safari organisieren können. Wie zuvor erwähnt, hat das im Hotel Tiger Haveli hervorragend funktioniert und bezahlen mussten wir auch erst bei unserer Ankunft.

Der Ranthambore Nationalpark ist von Oktober bis Juni geöffnet, aber die besten Monate für die Tigerbeobachtung sind April, Mai und Juni. In diesem Zeitraum steigen die Temperaturen auf über 40°C und das Wasser ist knapp. Die Tiger und auch andere Tiere kommen ins Freie, um sich auf den Weg zu den verbleibenden Wasserquellen zu machen. Während der High-Season solltest du deine Safaris mindestens einen Monat im Voraus buchen, damit du die deine Zone und deinen Fahrzeugtyp auswählen kannst.

Bonustipp: April und Mai sind auch hervorragende Reisezeiten für das mystische Amritsar in der Punjab-Region bevor es dann im Sommer viel zu heiß in Nordindien wird.

Ranthambore Wasserloch Zone 3
Ein Wasserloch in Zone 3

Safarifahrzeuge – Gypsy oder Canter?

Bezüglich des Safarifahrzeuges hast du grundsätzlich die Wahl zwischen einem Gypsy und einem Canter. In den kleinen Gypsy passen nur 6 Personen, wodurch du schneller, bequemer und auch wendiger durch den Nationalpark kommst. Durch diese Annehmlichkeiten ist ein Sitzplatz im Gypsy auch teurer als ein Canter und kostet 3650 Rupie (≈ 40,00€) pro Person. Nicht ganz so komfortabel ist die Fahrt im Canter, in den neben dir weitere 19 Personen Platz finden. Aber keine Sorge, du fährst auf den gleichen Straßen und siehst auch das gleiche wie bei einer Fahrt im Gypsy. Und für eine Person kostet ein Sitzplatz im Canter auch nur 2750 Rupie (≈ 30,00€).

Wie du merkst, kannst du bei der Wahl des Safarifahrzeuges noch einiges an Geld sparen. Generell gilt sowieso, dass die richtige Zone wichtiger ist als der Fahrzeugtyp. Und was es mit den verschiedenen Zonen auf sich hat, erklären wir dir jetzt.

Canter Fahrzeug
Canter mit 20 Passagieren

Zonen im Nationalpark

Um die Besucher gleichmäßig zu verteilen, wurde der Nationalpark in 10 verschiedene Zonen aufgeteilt. Daher buchst du im Vorhinein deine Safari auch in eine bestimmte Zone, die sich auch in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit einen Tiger zu sehen unterscheiden. Momentan ist die Zahl der Tigersichtungen in Zone 1-6 am höchsten, wobei die Zone 3 als beste Zone gilt.

Wir haben drei Safaris in drei verschiedene Zonen gemacht und möchten hier unsere Erfahrungen mit dir teilen:

Zone 8

Zone 8 ist nicht gerade bekannt für ihre Tigersichtungen, aber die Landschaft mit den vielen Bergen bietet eine erhöhte Chance auf Leoparden. Nachdem du einige Höhenmeter hinaufgefahren bist, hast du auch einen wunderbaren Blick über den ganzen Park und die umliegenden Dörfer. Überraschenderweise haben wir hier auch die meisten Antilopen und Hirsche gesehen. Wenn du auf der Suche nach etwas Abwechslung bist in Bezug auf die Landschaft oder einfach spät dran bist mit deiner Buchung, ist das die richtige Zone für dich.

Ausblick von Zone 8 über Sawai Madhopur
Ausblick von Zone 8
Chital-Hirsch auf Tiger Safari im Ranthambore Nationalpark
Ein männlicher Chital-Hirsch in Zone 8

Zone 4

Zone4 liegt schon zentraler im Nationalpark und hat mehrere Wasserstellen. Die Vielfalt der Tiere war hier relativ gering, aber wir haben nach kurzer Zeit unseren ersten Tiger gefunden: Shakti (T-111). In der Nähe eines Wasserlochs hat sie vormittags ein Schläfchen gehalten. Allgemein sind hier die Chancen für eine Tigersichtung gut, aber ansonsten hat uns die Landschaft nicht umgehauen.

Wildlebender Pfau auf Tiger Safari
Wildlebender Pfau in Zone 4
Tigerin Shakti in Zone 4
Tigerin Shakti bei einem Schläfchen

Zone 3

Zone 3 gilt momentan als die beste Zone für Tigersichtungen, denn hier halten sich aufgrund der drei großen Seen untertags viele Tiger auf. Doch auch das berühmte Ranthambore Fort thront in dieser Zone auf einem Felsen und gibt der Landschaft ein besonderes Flair. Überall stehen kleine verlassene Tempel in den Wäldern und in den Seen tummeln sich die Krokodile. Auch findest du hier eine wahnsinnige Anzahl von Pfauen, die auf Bäumen sitzen oder durch das Unterholz kriechen. Wir hatten hier auch Glück und haben die Tigerin Arrowhead (T-84) entdecken können, wie sie durch die Landschaften streift. Ein unfassbares Erlebnis!

Tigerin Arrowhead in Zone 3
Brüllender Tiger auf Tiger Safari
Ein wahrlich einzigartiges Erlebnis!

Ablauf der Safari

Bei der Buchung der Safari hast du die Wahl zwischen einer Morgen- oder Nachmittagssafari. Wenn du morgens startest, wirst du zwischen 6:00 und 6:30 Uhr abgeholt. Da es so früh und mit dem Fahrtwind noch wirklich kalt sein kann, solltest du unbedingt eine Jacke anziehen. Nachdem du kurz nach Sonnenaufgang im Park ankommst, hast du gute Chancen auf eine Tigersichtung.

Aber auch bei einer Fahrt am Nachmittag, die gegen 14:00 – 14:30 Uhr startet, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass du einen Tiger siehst. Zu dieser Uhrzeit kann es aber sehr heiß werden und du solltest unbedingt an eine Kopfbedeckung, Sonnencreme und ausreichend Wasser denken. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass kein großer Unterschied zwischen einer Tour am Morgen oder am Nachmittag in Bezug auf Tigersichtungen besteht.

Aufgrund der heißen Temperaturen ist es im Ranthambore Nationalpark sehr trocken und staubig. Vor allem bei vorausfahrenden Fahrzeugen wird viel Sand aufgewirbelt und es empfiehlt sich eine Abdeckung für deine Kamera mitzunehmen. Ansonsten wirst du nur angewiesen, ein Foto von deinem Reisepass mitzubringen.

Tiere im Nationalpark

Neben dem viel gesuchten Tiger findest du noch viele andere Säugetiere, Vögel und Reptilien in den Weiten des Ranthambore Nationalparks. Am häufigsten begegnen dir Chital-Hirsche oder die etwas größeren Sambar-Hirsche. In Zone 8 konnten wir auch ein Exemplar der größten Antilopenart in Asien entdecken: der Nilgai-Antilope. In den Seen leben viele Krokodile und in den Büschen kannst du immer wieder Wildschweine sehen. Je nach Zone gibt es unfassbar viele freilebende Pfaue und in der Nähe von den Einfahrten warten schon die Makaken-Affen auf dich.

Theoretisch gibt es im Nationalpark auch Leoparden, andere kleine Katzen, Hyänen oder Bären. Leider sind die Chancen auf eine Sichtung von diesen Tieren eher gering, da sie sehr scheu und nachtaktiv sind. Aber wie auch schon bei den Tigern, manchmal braucht man einfach nur ein bisschen Glück.

Makaken-Affen am Eingang zu Zone 3
Nilgai-Antilope auf Tiger Safari
Eine Nilgai-Antilope

Was du von einer Tiger Safari erwarten kannst

Laut den Guides entdeckt man durchschnittlich alle vier Safaris einen Tiger. Wir haben jedoch Ende März 2023 bei drei Safari zwei Tiger gesehen (Zone 3 und 4). Aber wir haben auch Leute getroffen, die bei 8 Safaris nur einen Tiger gesehen haben. Wie du merkt, hängt einfach viel davon ab, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Jeder Gypsy oder Canter hat einen Fahrer und einen offiziellen Guide, wobei sich jedoch die Redelaune der Guides stark unterscheidet. Aber immerhin können alle gutes Englisch.

Im Vergleich zu einer Safari in Südafrika siehst du allgemein weniger Tiere und die ganze Tour ist in erster Linie daraus ausgelegt einen Tiger zu finden. Und wenn deine Gruppe einen Tiger gefunden hat, dauert es nicht lange bis alle anderen davon Wind bekommen. Nach kurzer Zeit bist du also mit 100 anderen Leuten zusammen bei einem Tiger. Aber das tut der Magie eines Tigers in freier Wildbahn keine Abbruch. Du solltest nur wissen, was auf dich zukommt.

Tigress Arrowhead at Tiger Safari
So nah kommst du einem Tiger vermutlich nie wieder

Fazit

Eine Tiger Safari im Ranthambore Nationalpark gehört auf jeden Fall zu den Highlights deiner Indienreise, wenn du siehst, wie ein anmutiger Tiger durch den Busch streift. Vor allem das Adrenalin, dass durch deinen Körper schießt, wenn ihr einem Tiger auf der Spur seid, ist ein einzigartiges Erlebnis.  Es kann aber auch sehr ernüchternd sein, wenn du auf mehreren Safaris keinen Tiger zu Gesicht bekommst. Auch weil es in Sawai Madhopur und Umgebung nicht viel zu tun gibt und du vermutlich nur wegen der Tiger Safari anreist.

Dennoch ist es auch mal schön in die unberührte Natur abzutauchen und den Stimmen des Waldes zu lauschen. Vor allem als Abwechslung zu den vielen quirligen Städten in Indien. Denn neben den Tigern gibt es auch viele andere interessante Tiere zu sehen. Aber eben nicht in so einer Dichte und Vielfalt wie beispielsweise in Südafrika.

Wichtig zu erwähnen ist auch noch, dass du keine teure und unflexible Pauschalreise buchen musst. Auch als Backpacker kannst du eine Tiger Safari für weniger Geld machen. Für einen viertägigen Trip nach Sawai Madhopur von Delhi aus inklusive vier Safaris, drei Übernachtungen und Verpflegung solltest du pro Person 220€ einplanen.

Tiger im Wald

Wir hoffen, wir konnten dir einen guten Überblick über die Planung für deine Tiger Safari geben. Falls du jetzt Lust bekommen hast, noch weitere Großkatzen in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, dann denk doch mal über eine Leoparden Safari im Wilpattu Nationalpark (Sri Lanka) nach!

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